Erinnert ihr euch noch an eure ersten Laufversuche? Ich gebe euch einen spannenden Einblick in meine Laufanfänge und erkläre, wie ich es von zwei Kilometern zum Halbmarathon unerwartet geschafft habe
Meine ersten Laufversuche – langsam ist noch untertrieben
Vor ein paar Wochen habe ich mir meine Statistiken auf der Laufapp Runtastic angeschaut und bin dabei auf die Daten meiner allerersten Läufe gestoßen. Mir war bewusst, dass ich langsam war – aber so langsam? Mein Freund meinte zu mir, als ich ihm davon erzählt habe: „Du bist ja quasi gegangen und nicht gelaufen!“ Na danke auch. Aber ja, ich habe mich ehrlicherweise kurz selbst erschrocken: Ich bin davon ausgegangen, dass ich so um die 7:30 min/km gebraucht hätte – aber sogar neun Minuten? Das ist mal eine Leistung. Die Bewertung lasse ich an dieser Stelle lieber sein.
Am 20.04.2013 bin ich zum ersten Mal 5,12 Kilometer gelaufen
2013 habe ich laut dieser App meinen ersten Lauf absolviert. In Hamburg. Am 20.04.2013 bin ich zum ersten Mal 5,12 Kilometer gelaufen und das in sage und schreibe 48:25 Minuten! Ich bin mir ziemlich sicher, dass ich dazwischen auch Gehpausen eingelegt habe. Ganz sicher.
Das Schlimme (oder Lustige?) an der Geschichte ist jedoch nicht die Zeit, sondern meine Wahl der Schuhe. Da ich zu diesem Zeitpunkt noch keine Laufschuhe besaß, mussten eben meine Nike Airmax herhalten. Meine armen Füße. Dass Laufschuhe neben dem richtigen Sport-BH das wichtigste Lauf-Equipment sind, wusste ich zu diesem Zeitpunkt noch nicht.
Jeder fängt mal klein mit dem Laufen an
… und ich eben noch kleiner. Nichtsdestotrotz habe ich regelmäßig meine (Lauf)-Schuhe geschnürt und bin eine kleine, aber feine Runde laufen gegangen. Im Juli 2013 sahen die Statistiken schon besser aus: 12 Läufe und nur einer davon lag über 8 min/km. Zum Vergleich: Aktuell benötige ich maximal um die 5:30 min/km, wenn ich fit und gut drauf bin.
Ich erinnere mich noch an meine ersten 10 Kilometer, die ich alleine gelaufen bin. Was war das für ein Gefühl! 2015 habe ich für 10,81 Kilometer 1:11:40 h gebraucht – gar nicht mal so schlecht, wie ich finde.
Laufbandtraining als Alternative zum Outdoor-Laufen
Dass meine Runtastic-Statistik einige Lücken aufweist liegt daran, dass ich zu dieser Zeit noch sehr häufig ins Fitnessstudio gegangen bin und dort ein paar Kilometer auf dem Laufband absolviert habe. Wie weit ich jeweils gelaufen bin und wie lange ich dabei gebraucht habe, kann ich euch nicht sagen. Das habe ich nicht aufgezeichnet. Ist vielleicht auch ganz gut so.
Mein erster Longrun im Jahr 2015
Das Jahr 2015 lief dann wie am Schnürchen. Gemeinsam mit meinem Freund lief ich desöfteren ein paar Kilometer um den Öjendorfer See in Hamburg – mal mit Wutanfällen, mal mit Freude und mal mit zickiger Null-Bock-Einstellung. Ja, auch das hat es damals schon bei mir gegeben.
Nach Weihnachten standen dann ungeplant 14,66 Kilometer in 1:46 h auf der Laufuhr – Alex war putzmunter und ich völlig am Ende. Allerdings war das der erste Moment, in dem mir bewusst wurde: „Nele, in der steckt so viel mehr!“ Der Lauf war wundervoll. Nicht nur, weil ich dieses Erlebnis mit meinem Freund teilen konnte, sondern auch weil ganz Hamburg noch in eine weihnachtliche Stimmung vertieft war.
Mit schmerzenden Beinen und voller Stolz bin ich dann am Abend eingeschlafen.
Mein erster Lauf-Wettkampf im Jahr 2016
Fast hätte ich es völlig vergessen – wäre mir nicht beim Aufräumen meine Finisher-Medaille vom Sportcheck Nachtlauf 2016 in die Hände gefallen. Stimmt, das war mein allererster Laufwettkampf. Nachts um die Alster, wann auch sonst…
7,5 Kilometer in 46:22 Minuten – das war für mich ein echter Erfolg! Während ich diese Erinnerungen niederschreibe, bekomme ich tatsächlich ein wenig Gänsehaut. Hätte mir zu diesem Zeitpunkt jemand gesagt, dass ich 2018 aus voller Liebe zum Laufen und Willenskraft meinen ersten Halbmarathon absolvieren würde, demjenigen hätte ich womöglich weinend vor lachen den Vogel gezeigt. Naja, derjenige hätte aber Recht behalten.
10 Kilometer in unter 60 Minuten – mein Erfolgsgeheimnis
Ich habe nie wirklich mit einem Ziel oder Expertise trainiert. Ich bin einfach losgelaufen. Für mich waren die Zeiten zudem ziemlich nichts sagend – wer legt auch fest, ob ein Schnitt von 6:00 min/km schnell oder langsam ist?
Dann kam der Moment, da wollte ich es wissen: Was kann ich mit Ehrgeiz und Training erreichen?
Nach meinem ersten Wettkampf begann ich jedoch, meine 10 Kilometer-Zeit anzugehen. Ich wollte es wissen: Was kann ich mithilfe eines Trainingsplans wirklich erreichen? Mein Ziel: Die 10 Kilometer in unter einer Stunde zu laufen. Dafür ist eine durchschnittlich Pace von unter 6:00 min/km erforderlich. Dieser Gedanke erzeugte in mir damals zum ersten Mal einen gewissen Erfolgsdruck. Ich begann bewusst mit Intervall-Training, absolvierte Steigerungsläufe und merkte was es bedeutet, an seine scheinbaren Grenzen zu gehen.
Nicht mal mehr acht Wochen später passierte es schließlich: Ungeplant und mit meinem Freund an meiner Seite schaffte ich es, die zehn Kilometer in unter 59 Minuten zurückzulegen. Völlig ungeplant.
An dieser Stelle liegt womöglich auch das Erfolgsgeheimnis oder vielmehr: mein Erfolgsgeheimnis. Es war zu 35 Prozent das Training und zu 55 Prozent der Wille, der sich während des Laufes deutlich bemerkbar gemacht hat. Irgendwann wusste ich, dass wenn ich mein Tempo halten könne, es mit der Bestzeit auf jeden Fall klappen würde. Mein Freund und treuer Laufpartner hat mich bis zum letzten Meter gepusht – das waren dann die letzten 10 Prozent.
Der erste Halbmarathon 2018 – wer hätte das gedacht?
Wer jetzt an dieser Stelle erwartet, dass es ein besonderes Ereignis gab welches dazu führte, dass ich unbedingt die 21,1 km laufen wollte, den muss ich enttäuschen. Dieser Gedanke hat sich ziemlich schleichend entwickelt. Ich wollte noch mehr erreichen. Für mich. Also beschloss ich, passend zum Jahreswechsel 2018 (das war Zufall!), dass ich einen Halbmarathon laufen werde – und war nicht nur „einfach laufen“, sondern gut laufen. Und das tat ich. Sogar zwei Mal.
Wo sollen all die Läufe bloß noch hinführen?
Tja, gute Frage. Ich habe keine konkrete Antwort aber ich weiß, wohin mich mein erster Lauf geführt hat: zur Liebe zum Laufen. Und wo Liebe ist, da sind auch Kummer, Angst und Wut. Wer mit dem Herzen läuft, der läuft eine Achterbahn der Erfolge und des Versagens. Der Freude und Trauer. Was habe ich teilweise geglaubt, ich könne nie wieder so gut und so schnell laufen, wenn ich eine Laufpause einlegen musste.
Heute weiß ich, dass
der Körper keine Trainingserfolge verlieren kann
nach einem schlechten Lauf auch immer ein guter Lauf folgen wird
es nicht darum geht, wie schnell man läuft, sondern dass man läuft
man sich von anderen inspirieren lassen sollte, anstatt sich zu vergleichen
Auf dass all die weiteren Läufe zu noch mehr Selbsterkenntnis führen, lösbare Aufgaben mit sich bringen und mir das Gefühl von Zufriedenheit und Stärke geben – jawohl!
Und wer noch immer nicht in den Genuss des Laufens gekommen ist, dem kann ich nur sagen: Schau, es lohnt sich.
Hier findest du Tipps, wie du mit dem Laufen anfangen kannst
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