Laufpausen mag kein Läufer gerne, und für die Psyche können sie eine große Herausforderung sein. Wie ich mental versuche, mit Laufpausen umzugehen
Laufpause – der mentale Gegner
Verletzt – und nun? Laufpausen können zu einer riesigen Herausforderung werden – nicht nur auf körperlicher, sondern auch auf psychischer Ebene. Je öfter diese ungewollten Laufpausen auftreten, desto schwerer fällt es mir, nicht in ein großes Loch zu fallen und mich selbst zu bemitleiden. Leider musste ich in den letzten Monaten viele solcher Laufpausen verarbeiten. Und es scheint so, als wäre noch kein Ende in Sicht.
Unser Kopf beeinflusst uns nicht nur dann, wenn wir laufen gehen, sondern auch, wenn wir nicht laufen gehen (können). Schnell schießt einem der Gedanke in den Kopf, dass durch die Laufpause die eigene Fitness sofort abnimmt und man den bisherigen Trainingserfolg verliert. Panik macht sich breit. Hinzu kommt das einfache Fehlen der Aktivität, der Mangel an Bewegung, den man am eigenen Körper spürt. Wer an dieser Stelle nicht ein lautes „STOP“ ruft, der verliert sich schnell in den eigenen Gedanken. Depressive Züge könnten sogar entstehen.
Was macht eine Laufpause mit der Psyche?
Ich habe ab und zu Angst, den Verstand zu verlieren. Laufen ist für mich kein Mittel zum Zweck, ich mache es nicht, weil ich aus gesundheitlicher Sicht „muss“ sondern vielmehr, weil ich will! So wie andere Menschen gerne shoppen oder ins Kino gehen, gehe ich laufen. Es macht mich glücklich, bringt eine Balance in mein Leben und tut meiner Psyche unglaublich gut. Wenn ich nicht laufen kann, dann kehren sich all diese Dinge im Nu um – und das kann fatal werden.
Ich merke immer wieder, wie sich mein mentaler Zustand während einer Laufpause entwickelt und verändert. Manchmal bleibt er jedoch auch stehen oder überspringt eine Phase. Zunächst versucht mein Kopf den Schmerz auszuschalten und ihn zu ignorieren. Dann macht sich Panik und Angst breit – in diesem Zustand sitze ich dann spätestens beim Orthopäden meines Vertrauens und wimmere (seine Frage „Na, wie läuft’s?“ nehme ich übrigens ab jetzt persönlich) vor mich hin. Dann macht sich Wut breit und ich frage mich, warum das jetzt ausgerechnet WIEDER und MIR passieren muss. Nach diesem Punkt wird es spannend: Entweder, ich lerne die Verletzung zu akzeptieren, oder aber ich verfalle in einen depressiven Zustand, der von Gedanken wie „Ich kann bestimmt nie wieder richtig laufen“ dominiert wird. Während ich diese Zeilen schreibe, komme ich fast ein wenig lächerlich vor: Dieser Gedanke klingt fast übertrieben. Aber eben auch nur fast...
Leider weiß ich aber auch, dass der depressive Zustand während einer Laufpause bei mir keine Seltenheit ist. Der Kopf lässt sich eben nicht ausschalten.
Ich bin keine Neurowissenschaftlerin oder ein Psychologe, aber ich kann euch vor Augen führen, was bei mir im Kopf passiert. Und ich denke, dass es einigen von euch auch so geht.
Die letzte Frage, die nun bleibt, lautet: Wie sollen wir mental mit dieser Art von Laufpause umgehen?
So verarbeitest du mental eine Laufpause
An manchen Tagen kann ich ganz gut mit der fehlenden Laufbewegung umgehen. Das ist allerdings auch stark von anderen Faktoren abhängig: Wetter, Arbeit, soziales Umfeld, der Tag per se … All diese Dinge beeinflussen den tatsächlichen mentalen Zustand meiner Laufpause. Deshalb gilt zunächst:
1. Gestalte dir deinen Tag so positiv und angenehm wie möglich
Alles, was dir zusätzlich nicht gut tut, kann weg. Versuche dich nicht aufzuregen, gehe an die frische Luft und vor allem: lächle.
2. Gehe deine Laufstrecke zu Fuß
Wenn deine Verletzung es zulässt, dass du eine Belastung erzeugen darfst, dann gehe einen Teil deiner klassischen Laufstrecke zu Fuß. Das hilft mir ungemein und fühlt sich beinahe wie laufen an. Der Gedanke, dass ich außerdem bald wieder hier lang laufen kann, motiviert mich zusätzlich.
3. Rede mit Gleichgesinnten über dein „Problem“
Rede über deine Sorgen, deine Ängste und über deine Laufverletzung. Wenn dich jemand versteht, dann sind es Gleichgesinnte. Jeder Läufer hat schon die ein oder andere Laufpause durchlebt. Geteiltes Leid ist halbes Leid – und vielleicht kannst du dir noch ein paar Tipps abschauen.
4. Suche dir eine Laufalternative
Dieser Punkt fällt bei mir leider meistens aus, da meine Verletzungen immer in den Beinen stattfinden, sodass jegliche Belastungen vermieden werden sollen. Aber: Wenn du magst und kannst, dann setze dich auf das Fahrrad, gehe Schwimmen oder nutze den Crosstrainer. Dein Kopf nimmt die Tätigkeit sofort als Sport wahr, sodass der Wunsch nach Laufen kurz geschwächt werden kann.
5. Akzeptiere deine Verletzung und die Laufpause
Das Wichtigste zum Schluss: Akzeptiere deine Situation. Ich weiß, das ist leichter geschrieben als getan. Aber es hilft. Die Genesung ist absehbar, halte dir diesen Gedanken ständig vor Augen. Im hier und jetzt kannst du nichts ändern.
Und ja: An diesem letzten Punkt arbeite auch ich noch. Es ist wichtig dass du weißt, dass deine Laufpause nur eine Frage der Zeit ist, die im Hinblick auf die Verletzung meistens absehbar ist. Ich versuche mir das selbst immer wieder zu sagen, das beruhigt die empfindliche Psyche.
Unser Mindset ist unser stärkstes Mittel, das wir nicht nur beim Laufen zu benutzen lernen sollten, sondern auch dann, wenn wir die Füße still halten müssen.
Außerdem hierzu: Das solltest du nach einer Laufpause beachten
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