Den ersten Halbmarathon vergisst man als Läufer nie. So war mein persönlicher Weg in Richtung 21,1 Kilometer
Die Halbmarathon-Distanz
21,1 Kilometer, 21.100 Meter, für mich rund 33.000 Schritte – das muss man sich erstmal auf der Zunge zergehen lassen. Wenn ich heute an diese Distanz denke, dann kann ich lächeln und bekomme sofort das Verlangen, es wieder zu tun. Wenn ich allerdings zurückdenke, dann lösten die 21,1 Kilometer in meinem Kopf Angst, Respekt, Freude, Panik und Motivation aus – und zwar alles auf einmal!
Anfang des Jahres, genauer gesagt Januar 2018, habe ich einen Entschluss gefasst. Ich habe darüber nachgedacht, was ich in diesem Jahr unbedingt erreichen möchte. Während andere klassische Vorsätze wie Abnehmen, gesünder ernähren und ähnliches im Kopf haben, war ich mir sofort sicher: Ich will einen Halbmarathon laufen! Nicht einfach so, sondern richtig, mit Trainingsplan und Zeitziel. Alles oder nichts. Dass das eine der besten Entscheidungen in meinem Leben war, die alles geändert hat, konnte ich zu diesem Zeitpunkt noch nicht ahnen.
Halbmarathon: Mein Trainingsplan
Gesagt, getan. Noch bevor ich mir meinen Trainingsplan hab erstellen lassen, suchte ich nach dem perfekten Wettkampf. Es sollte der Sportscheck RUN in München werden, Ende Juni. Und eh ich mich versah, war die Anmeldegebühr bezahlt und der Platz gesichert. Mein Herz raste vor Aufregung und vor Angst. Der erste Gedanke: „Oh Gott Nele, bist du dir sicher?“. Naja, jetzt war es sowieso zu spät. Denn wer mich kennt, der weiß: Wenn ich mich für etwas entscheide, ziehe ich es ohne wenn und aber durch.
Ich hatte also rund ein halbes Jahr Zeit, mich auf meinen ersten Halbmarathon vorzubereiten. Das sollte ja wohl ausreichen! Meine bisherige, meist gelaufene Distanz belief sich auf einmalige 15 Kilometer in meinen Laufanfängen. Das durchschnittlich höchste der Gefühle: Zwölf Kilometer. Joa, na dann… Es sind ja „nur“ neun Kilometer mehr.
Meinen Trainingsplan habe ich mir individuell über die App „Runnersworld“ erstellen lassen. Ich glaube, ich habe ungefähr drei Euro dafür bezahlt, dass ich den Trainingsplan beliebig lang ausüben kann. Absolut gerechtfertigt, wie ich finde. Meine Zielzeit für den Wettkampf: Definitiv unter 2:15 Stunden!
Von nun an erwarteten mich vier Trainingseinheiten in der Woche, gemischt aus Tempoläufen, Ausdauerläufen und Intervallen. Ausreden gab es von jetzt an nicht mehr.
Training: Die Ausdauerläufe
Vor den Ausdauerläufen hatte ich definitiv den größten Respekt. Schließlich ging es darum, letztendlich die 15 Kilometer nicht nur zu erreichen, sondern irgendwann auch darüber hinauszugehen. Diese Grenze war für mich allgegenwärtig und gefühlt unüberbrückbar. Aber: Grenzen setzt sich der Mensch im Kopf – nur man selbst kann diese mit der Kraft der Gedanken überschreiten. Und so wurden bei einem Dauerlauf von 1h 40min auch die 15 Kilometer überschritten.
Die ersten 21,1 Kilometer – Gefühlslage undefinierbar
Am 7. April, knapp 3 Monate nach meinem Trainingsbeginn, bin ich das erste Mal die 21,1 Kilometer gelaufen. In 2:11 Stunden, also locker(!) unter der Zeit.
Kleiner Fun Fact am Rande: Der letzte Kilometer war der absolute Horror,. Ich bin gefühlt zehn Runden um die Tankstelle gelaufen, weil ich nur eins wollte: WASSER! Und ich wollte um Gotteswillen nicht einen Kilometer von dieser Tankstelle entfernt sein – niemals! Als ich quietschfidel und munter (naja, nicht ganz) mein Wasser in der Hand hatte dann realisierte ich erst, was mein Körper gerade geleistet hat. Wow! Ehrlicherweise muss ich sagen, dass ich mir die ersten 21,1 Kilometer irgendwie spektakulärer vorgestellt hatte und dass ich nach all der Anstrengung weinen würde. War beides nicht der Fall. Stattdessen hatte ich einfach nur Durst und wollte auf die Couch. Ja, ich war fertig – aber auch glücklich. Die 21,1 Kilometer bin ich übrigens noch einmal im Training gelaufen – in 2:07 Stunden.
Der Tag des Wettkampfs
Und dann war er da: Der offizielle Halbmarathon. Wo ist nur das halbe Jahr geblieben?! Ich bin kurz vor sechs Uhr aufgestanden, um acht Uhr sollte der Startschuss fallen. Ich war unglaublich froh, dass Alex bei mir war und mich komplett unterstützt hat. Die Minuten vor dem Start sind immer die Schlimmsten. Einem wird schlecht, man wechselt auf emotionaler Ebene permanent zwischen Aufregung und Gelassenheit und davon, wie oft man überlegt, noch auf die Toilette zu gehen, möchte ich gar nicht erst anfangen.
Und dann ging es los. Kopfhörer an, Podcast an und laufen. Genießen. Konzentrieren. Fokussieren. Lachen. Pace kontrollieren. Das Allerschönste an dem Lauf? Dass Alex mich an verschiedenen Kilometerstationen abgefangen hat. Das wusste ich vorher jedoch nicht! So ein Support ist Goldwert.
Halbmarathon: Der Zieleinlauf
Es war einfach mein Tag. Ich fühlte mich großartig, fit und glücklich. Das Wetter war super und die Strecke perfekt, ohne viel Steigung oder Schotterwege. Auf den letzten 200 Metern jubelte mir am Rand meine liebste Kollegin Dörthe entgegen – ich war so unglaublich glücklich, zog nochmal ordentlich das Tempo an und lief mit Tränen in den Augen ins Ziel. Geschafft! Ich? Ja!
Ich wusste gar nicht wohin mit mir. Gottseidank war Alex gleich an Ort und Stelle und nahm mich in den Arm. Es vergingen Minuten, bis ich endlich mal auf meine Uhr schaute: Oh Gott, kann das denn war sein?
Dort stand: 1:59:04 Stunden, letztendlich war es eine Nettozeit von 1:58:58 Stunden. Ich bin meinen ersten Halbmarathon in UNTER zwei Stunden gelaufen. Was habe ich da bloß geleistet...
Wenn ich jetzt zurückblicke, dann gehen in mir wahnsinnig viele Glücksgefühle auf. Während ich diese Zeilen schreibe, muss ich lächeln. Es hat sich alles gelohnt, von Anfang bis Ende. Die Freude, die Angst, die Wut, die Verzweiflung, die guten und die schlechten Trainingstage. Ich bin an diesem Tag ein großes Stück über mich hinaus gewachsen und habe mir ganz alleine bewiesen, was ich erreichen kann – und genau der Gedanke, dass ich es nur für mich getan habe, ist das Allerwichtigste.
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