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Kürzer treten beim Laufen: Wie ich meine innere Balance wiederfinden werde

Wer beim Laufen kürzer treten will, der sollte sich für diese Entscheidung loben. Warum ich das Laufen nun anders angehen werde

Nele dehnt sich nach dem Laufen
Beim Laufen kürzer zu treten kann ein neue Chancen bieten

Wann man beim Laufen kürzer treten sollte


Manchmal muss man im Leben ein wenig kürzer treten. Die Überlegung ist schnell gefasst, aber der endgültige Schritt hierzu lässt meistens Monate ins Land gehen. Zumindest war das bei mir der Fall. Ich muss zugeben, dass ich länger überlegt habe, wie und ob ich diesen Beitrag schreiben soll. Aber ich bin mir sicher, dass es vielen Läufern schon einmal so ging und wenn ich mir eines gewünscht hätte, dann wäre es eben dieser Support in meiner Situation gewesen. Und plötzlich fiel mir die Entscheidung ganz einfach.


Ihr erinnert euch bestimmt noch an meinen Beitrag zum Thema „5 körperliche Symptome, bei denen du eine Laufpause machen solltest.“ Wer ihn gelesen hat der weiß, dass es hierbei um keine häufigen und bekannten Symptome wie Kopfweh oder um eine Erkältung handelt. Den Beitrag habe ich verfasst, weil mich seit einiger Zeit viele dieser Symptome heimsuchen. Mein Körper hat mir deutliche Signale gegeben, dass er sehr müde ist. Mehrere Umstände haben nun dazu geführt, dass ich mein Leben ein wenig umstrukturieren muss – in jederlei Hinsicht. Meine Lösung: Beim Laufen kürzer treten – und zwar ein ganzes Stück.


Was bedeutet es, beim Laufen kürzer zu treten?


Für mich bedeutet es: Von 21,1 Kilometer auf 10 Kilometer und weniger – das muss ich erst einmal verdauen. Falls ihr euch jetzt fragt, wieso ich das mache... Kurzum: Laufen fordert Kraft, die mein Körper zur Zeit kaum zur Verfügung hat.

Längere, härtere Läufe=mehr Kraft=mehr Energiereserven werden zur Regeneration benötigt, und die besitze ich zur Zeit nicht.


Zugegeben, es fiel oder fällt mir noch immer alles andere als leicht, meine geliebten Longruns sein zu lassen und eher nach Gefühl und ohne Trainingsplan zu laufen. Aber soll ich euch mal etwas verraten? Auch wenn ich einerseits das Gefühl habe, ziemlich unstrukturiert loszulaufen, so fühlt es sich auf der anderen Seite so unglaublich frei an. Ich laufe einfach los. Ohne den Gedanken „Heute läufst du 10 Kilometer“ oder „ein 5:30er Schnitt sollte machbar sein“. Ich glaube, ich bin beim Laufen noch nie so ruhig und entspannt gewesen.


Ich habe gelernt, dass „kürzer treten“ keine Schwäche zeigen bedeutet und erst recht keine Schande ist. Ihr werdet wahrscheinlich jetzt denken, dass das außer Frage stehen sollte. Aber mal im Ernst: Welchem Läufer würde es nicht so vorkommen, als würde er Schwäche zeigen, wenn er sein Training reduzieren MUSS? Eben. Dabei sind dieser Gedanke und dieser Schritt essentiell: Es ist unglaublich mutig und bemerkenswert, auf seinen Körper zu hören und nach einem Lösungsweg zu suchen. Und den habe ich gesucht. Ob ich den richtigen Weg gefunden habe, das weiß ich nicht. Aber der Weg tut mir im Moment ganz gut.


Lauftraining ändern: Wie ich meine Balance wiederfinden möchte


Ich gehe mein Lauftraining nun ganz anders an. Wenn ich Lust habe, dann laufe ich los. Manchmal werden es 5 Kilometer, mal 7 und auch mal 10 Kilometer. Jeder Lauf zeigt mir, dass all das Wissen, das Training und der Wille jederzeit noch abrufbar sind. Ich plane nicht mehr meine Läufe und laufe nach Gefühl. Ich merke, wie dieses Vorgehen mich mental entlastet und meinem Körper gerade die Ruhe und Erholung bringt, die er benötigt – auch wenn das jetzt ein wenig paradox klingt. Ich weiß nicht, wie lange dieser Prozess dauern wird. Vielleicht nur ein paar Wochen, vielleicht Monate. Vielleicht jedoch auch Jahre. Fakt ist jedoch, dass dieser Prozess nur eine von vielen Phasen im Leben ist – und diese hat etwas mit meiner Liebe zum Laufen zutun.


Kürzer treten beim Laufen: Die Vorteile


Es wäre doch gelacht, wenn sich nicht aus jeder Situation etwas Positives gewinnen ließe, und das ist in der Tat der Fall: Ein großer Vorteil der neuen Herangehensweise ist die genaue Wahrnehmung meines Körpers. Wenn ihm nach 7 Kilometern die Kraft ausgeht und er „müde“ ist, dann beende ich den Lauf. Dann brauche ich die letzten wenigen 3 Kilometer auch nicht mehr erzwingen – und das hat an dieser Stelle nichts mit fehlender Willenskraft zutun! Ganz im Gegenteil: Einen Lauf nach Gefühl zu beenden erfordert manchmal einiges mehr an mentaler Stärke als ihn unter nicht angenehmen Umständen fortzusetzen. Es kommt immer drauf an.

Ein weiterer positiver Nebeneffekt ist die Verbesserung meiner GA1, die ich schon jetzt feststellen konnte: Dadurch dass ich unbewusst langsamer und entspannter laufe, ist meine Herzfrequenz beim Laufen gesunken. Laufe ich dann beim nächsten Mal schneller, so schießt sie nicht in unmenschliche Höhen (das kam bei mir öfters mal vor). Eine neue Laufroutine kann demnach nicht nur der Seele, sondern auch dem Körper guttun.



Kürzer treten, um beim Laufen vorwärts zu kommen


Es wäre gelogen wenn ich sagen würde, dass mich fünf oder sechs Kilometer voll und ganz befriedigen würden. Zu gerne denke ich an meine Halbmarathons im letzten Jahr zurück. Wenn ich sehe, wie Freunde oder Bekannte bei Wettkämpfen an den Start gehen, dann werde ich ein wenig traurig. Das darf ich auch sein, das ist vollkommen in Ordnung. Aber gleichzeitig weiß ich, dass mein nächster Halbmarathon schon auf mich wartet – und wenn nicht in diesem Jahr, dann eben im nächsten.

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