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Angst und Zweifel: 3 Tipps, wie man nach einer Verletzung wieder mit dem Laufen beginnt und die Angst verliert

Meine letzte Verletzung hat mich gebrochen. So sehr, dass ich Angst habe, wieder mit dem Laufen anzufangen und Schmerzen spüren könnte. Wie ich versuche, diese Angst zu meinem Freund zu machen anstatt sie zu besiegen.

Nele läuft in München nach ihrer Verletzung das erste Mal wieder an der Isar
Die Angst, vor erneuten Schmerzen beim Laufen kann immens sein


Die Angst vor dem Wiedereinsteig zum Laufen nach Verletzung


Ich glaube, ich bin ein Extrembeispiel für eine Läuferin, die das Laufen so sehr liebt, dass es zur Angst geworden ist. Nicht das Laufen per se macht mir Angst – aber das wieder anfangen nach all den körperlichen Verletzungen. Ich habe das Vertrauen in meinen Körper und in mich verloren.


Was ist passiert? Meine Krankheitsgeschichte am Fuß


Wie fühlt es sich an, wenn der Fuß plötzlich zusammensackt? Aus dem absoluten nichts, man nicht mehr gehen kann, Gehhilfen für 4 Wochen nutzen muss und kein Arzt wirklich weiß, was da passiert ist.


Ich zähle 4 Orthopäden, einen Neurologen, zwei Gefäßchirurgen, eine Notaufnahme im Krankenhaus, einen Allgemeinmediziner. Ich hatte einfach nur Angst, ich konnte nach 20 Metern meine Wade nicht mehr spüren und meinen Fuß nicht mehr vor den anderen setzen. Rheuma? Negativ. Nervenengpass? Negativ. Thrombose? Negativ.

Ich ging kaum noch vor die Tür. Wieso auch? Es war alles viel zu anstrengend.


Ich kürze an dieser Stelle ab, da es nicht um meine Krankheitsgeschichte gehen soll. Dennoch ist eines an dieser Stelle wichtig: Ich hatte so furchtbare Angst. Angst, nichtmal mehr gehen zu können. Das Laufen war mir zu diesem Zeitpunkt total egal.


Die Angst in meinem Kopf blockierte mich, laufen zu gehen


Nach 5 Monaten wurde alles wieder besser. Doch eine Sache bleibt: Die Angst in meinem Kopf: Sollte ich überhaupt nochmal laufen? Es nochmal probieren? Nochmal den Versuch wagen und riskieren, wieder und wieder zu fallen? Ich brauchte gar nicht so viel mit mir zu diskutieren – die Angst blockierte mich so sehr, dass zunächst jeder Versuch nur in meinem Kopf stattfand.


Ich fand diesen Gedanken zunächst absurd. Nach meiner Bänderzerrung hatte ich auch keine Angst vor dem ersten Lauf. Ich war aufgeregt und vorsichtig. Die Quittung bekam ich jedoch 2 Monate später – Sehnenentzündung all over. Tja, das war wohl ein zu schneller Wiedereinstieg...


Wie sehr mich diese Angst wirklich blockierte, bemerkte ich auch im Alltag. Ich erinnere mich an den einen Tag, an dem ich draußen unterwegs war, die Ampel sprang gerade von grün auf rot – ich wollte noch fix das Tempo anheben, konnte aber nicht. Ich konnte keine zwei, drei schnellen Schritte hüpfen. Zu groß war die Angst, in meinem Fuß könnte gleich wieder etwas knacken.


Der ersten 200 Meter laufen nach meiner Verletzung – so fing es an


Ehrlicherweise war all das gar nicht geplant – die ersten Laufversuche. Irgendetwas in mir sagte mir, dass ich es versuchen kann. Ich wurde hellhörig, denn wenigstens eine Sache habe ich in all den Jahren gelernt: Genau in mich hineinzuhorchen. Wo kam diese Stimme auf einmal her? Ist es sicher? Bin ICH sicher?


Ich lief los. Ich lächelte. Ich konnte das gar nicht glauben. Da läuft sie wieder. Da laufe ich wieder.

Doch glaubt mir – es war ein sehr, sehr langer weg hierher.


3 Tipps, wie man nach einer Verletzung wieder mit dem Laufen beginnt


Ich bin eine Person, die wirklich Angstzustände hat, übervorsichtig ist und keine Kompromisse mehr eingeht. Dieses Mal wollte ich nicht auf mich alleine gestellt sein, wenn ich mit dem Laufen wieder anfange. Zu groß war die Angst, zu präsent das fehlende Vertrauen, dass ich in mich und meinen Körper habe. Ganz ehrlich: Da spielen viele Ärzt:innen, bei denen ich Rat gesucht habe, auch eine entscheidende Rolle ...

Nichtsdestotrotz würde ich immer und immer wieder auf diese drei Tipps zurückgreifen, wenn ich wieder ganz am Anfang stehe; auch wenn der Weg absolut mühsam ist.


1. Kenne die Ursache deiner Verletzung

Die gleichen Fehler lassen sich nur vermeiden, wenn man die Ursache hinter einer Verletzung kennt. Leider, leider kenne ich meine Ursache noch nicht zu 100%, was mir den Wiedereinstieg auch so schwer macht. Letzten Endes bin ich zu einer Orthopädin des Vertrauens gegangen, die ich persönlich kenne, die selbst sogar Läuferin ist. Noch wichtiger: Sie kennt mich und versteht mich. Diese Nahbarkeit zu einer Ärztin hat mir ein wenig den Popo gerettet. Und gewiss auch meine Psyche.


2. Hol‘ dir professionelle Hilfe

Physiotherapie. Ergotherapie. Je nachdem. Ich habe gelernt, mich an die Hand nehmen zu lassen, weil es mir einerseits Sicherheit gibt und andererseits die Angst nimmt. Da sind Personen, die mit mir am Körper arbeiten UND an meinem Mindset. So überstürze ich nichts und habe das Gefühl, ich werde im Worst Case aufgefangen.

Hinzu kommt natürlich meine Therapie, die ich seit Jahren mache.


Mein Tipp an dieser Stelle: Wenn es dir so geht wie mir, suche nach einem ganzheitlichen Angebot, bzw. einer ganzheitlichen Betreuung! Drei verschiedene, voneinander unabhängige Ansprechpartner:innen zu haben, ist sehr anstrengend.


3. Orientiere dich nicht(!) an der Vergangenheit 

Lass alle Bestzeiten, angepeilte Ziele oder Laufdistanzen hinter dir. Drücke auf Reset. Ein Neuanfang ist immer für etwas gut. Auch beim Laufen. Vergleiche dich nicht mit dir selbst. Finde deine neue, persönliche Bestzeit. 


Heute, am 25. Juni 2024 habe ich am Stück erst 1,5 Kilometer geschafft, bevor die Angst wieder größer wurde. Ich mache RUN n' WALKS, laufe aktuell kaum durch. Tut das weh, wenn ich an meine Halbmarathons denke? Ohja! Macht mich das zu einer schlechteren Läuferin? Auf keinen Fall.


Die Angst, beim Laufen Schmerzen zu spüren – was tun?

Was machen wir nun mit dieser Angst, die uns beim Laufen begleitet? Wir nehmen sie an. Angst ist immer noch ein Schutzmechanismus, die auf uns aufpasst, vor Übermut bewahrt und uns aufhorchen lässt. So schnell sich die Welt auch heutzutage drehen mag – wir sollten öfters innehalten und hinhören. Nicht, was andere sagen, sondern was unser Körper sagt.


Es ist wichtig zu erkennen, dass Ängste nicht immer rational sind. Angst kann durch frühere Erfahrungen verstärkt werden, auch wenn aktuell keine reale Gefahr besteht – ha! Da haben wir ja den wichtigen Punkt. So ist sie manchmal tief in unserem Unterbewusstsein verwurzelt, ausgelöst durch eine alte Verletzung oder einen schlechten Lauf, der längst vergangen ist.


Anstatt diese Ängste zu unterdrücken oder zu ignorieren, sollten wir versuchen, sie zu verstehen und ihnen Raum zu geben – ich kann euch aus Erfahrung sagen: Ignoranz bringt hier niemanden ans Ziel. Und ins Ziel wollen wir doch alle wieder irgendwann wieder laufen, nicht wahr?




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