runningnele meets ... @pali.jpg! Wie man nach nur 4 Wochen Training einen Marathon laufen kann, ob das eine gute Idee war und was man über seinen Körper neues lernt – ein mitreißendes Interview!
Laufmotivation, Laufliebe und Höhenflüge
Pali.jpg, heißt eigentlich Pascal Lieleg, wohnt in Hamburg und ist Fotograf und Graphikdesigner. Vor allem aber kann er eines: Laufen. Ziemlich weit, ziemlich schnell und ziemlich oft – zumindest sehe ich das so. Pascal gehört wohl zu den Läufern, die während des ersten Lockdowns aufgrund von Corona so richtig Gas gegeben haben. Sein Ziel: den ersten Marathon laufen – nach nur wenigen Wochen Training. Kann man mal machen. In unserem Video-Interview verrät mir Pascal, wann er seine Liebe zum Laufen entdeckt hat, wie sein 1. Marathon gelaufen ist und welchen unfassbar wichtigen Tipp er Laufanfängern mit auf den Weg geben möchte.
@pali.jpg im Interview – Über den ersten virtuellen Marathon und das Learning danach
Name: Pascal Lieleg
Instagram: @pali.jpg
Lieblingsdistanz: 15 km bis Halbmarathon
größter (Lauf)-Erfolg: 1. Marathon in 04:06:39
Meine persönliche Laufmotivation: Den eigenen Schweinehund besiegt zu haben
#runnerfeelings ist für mich … – die Gedanken sortieren zu können. die Natur mit jedem Atemzug zu genießen und einen Moment zu haben, wo ich ganz bei
mir und meinem Körper bin. Deshalb: umso länger, desto besser.
Nele: Pascal, ich habe dich das erste Mal über eine Freundin kennengelernt mit den Worten „Das ist Pascal, er ist einfach mal so seinen ersten Marathon gelaufen“ – da war ich baff. Wie bist du auf die Idee gekommen? Pascal: Witzigerweise stand das „Marathon-Thema“ schon länger auf meiner Liste, von vier Jahren sprechen wir hier in etwa. Ein realistisches Ziel war es für mich jedoch nie. Ich habe vorher zwei Halbmarathons absolviert, das ging ganz gut. Verletzungsbedingt war das Laufen jedoch die letzten 4 Jahre kaum ein Thema. Als es dann am 13. März coronabedingt hieß „so, alle in Kurzarbeit“, habe ich auf Runtastic meine erste Laufaktivtiät gestartet. Und so ging’s los. Anfang April hatte ich dann gesehen, dass ein Kumpel von mir so „just for fun“ den virtuellen Haspa-Marathon gelaufen ist. Von da an war mir folgendes bewusst: „Okay, du hast jemanden gefunden, der das ganze auch einfach so alleine durchzieht, gut.“ Dann habe ich ihn gefragt, ob er mich bei meinem ersten Marathon begleiten würde. Was für ihn sein glaube ich 14. Marathon war, sollte für mich der erste werden. Das Projekt „PaliMarathon“ begann.
Ein Marathon erfordert in der Regel mindestens 6 Monate Vorbereitungszeit – warst du dir dessen bewusst? Ehrlich gesagt: nein. Es war eine spontane Überlegung. während dieser ich eine Woche hinter mir hatte, in der ich drei mal die 21,1 km zurückgelegt habe – ohne, dass mir das sonderlich schwergefallen ist. Es fühlte sich alles gut an. Da wusste ich „ich will das machen!“. Nichtsdestotrotz meinte Patrick – mein Laufpartner – zu mir, dass ich wenigstens einmal die 30 Kilometer laufen solle, um mich an die Distanz zu gewöhnen. Auch dies ging ohne Probleme. Ja, ich bin ziemlich naiv an die Sache herangegangen und habe mich auch gefragt, warum sich manche Menschen so lange darauf vorbereiten. Im Nachhinein ist mir bewusst, dass es auch nach hinten hätte losgehen könnte. Das steht außer Frage.
Wie lief der Marathon-Tag für dich ab?
Das flowte nur so vor sich hin (lacht). Uns kam nicht einmal der Gedanke auf, den Lauf abzubrechen oder nicht zu starten. Der Halbmarathon lief wirklich easy, auch die darauffolgenden 10 Kilometer liefen gut. Man sagt ja, dass die letzten 5 Kilometer ziemlich hart werden können. Dazu muss ich sagen, dass unsere Route nicht die perfekte Marathon-Route war – wir sind über Teufelsbrück gelaufen und haben somit einige Höhenkilometer zurückgelegt. Dennoch hatten wir bis zum Halbmarathon unfassbar viel Energie, haben lautstark bei den Liedern mitgesungen und sind einfach gelaufen.
Die letzten drei Kilometer waren hart. Ab da an wollte ich nicht mehr weiterlaufen und jeder Schritt hat sich angefühlt wie zehn Kilometer. Und dann war das Ziel nahe. Allerdings haben unsere Trackingparameter nicht zusammengepasst, sodass ich theoretisch schon 800 m vorher fertig war. Das war eine mentale Herausforderung zum Schluss.
Wie erging es dir körperlich am ersten Tag nach den 42,1 km?
Mir ging es körperlich und auch mental sehr gut. Trotzdem habe ich auf den Rat von Patrick gehört und habe drei Ruhetage eingelegt – auch wenn ich eigentlich laufen wollte. Ich war scheinbar wirklich fit. Auch das Treppenlaufen ging super und hat mir keine Probleme bereitet. Im Endeffekt frage ich mich, ob ich das Ganze nochmal genau so kopieren könnte.
Ob kopieren oder nicht – hast du denn ein nächstes Laufziel? Woran möchtest du anknüpfen?
Ich würde gerne den Marathon nochmal laufen und die 4-Stunden-Marke knacken. Das war nämlich super knapp und ich glaube, dass ich das definitiv schaffen würde – vielleicht sogar unter normalen Wettkampf-Bedingungen.
Mein zweites Ziel wären die 10 Kilometer in unter 40 Minuten. Da fehlt mir noch so eine Minute.
Ich habe enorm viel über das Laufen und auch über mich gelernt: nach Puls laufen, kleinere Distanzen absolvieren und nicht immer all-in gehen.
Was hast du in den letzten Monaten über das Laufen dazu gelernt? Da ist ja einiges passiert.
Ich laufe seit März/April 2020 bei den Adidas Runners in Hamburg mit.
Durch die Adidas Runners habe ich enorm viel über das Laufen und auch über mich gelernt: nach Puls laufen, kleinere Distanzen absolvieren und nicht immer all-in gehen. Wir schauen uns gegenseitig unsere Statistiken an und lernen voneinander, auf eine spielerische Art und Weise. Dabei kommen hilfreiche Tipps bei herum und man lernt neue Techniken und Ziele kennen.
Läufst du lieber in der Gruppe oder alleine?
Einmal in der Woche ist es ganz gut, nicht alleine zu laufen (lacht). Netzwerken ist nie verkehrt und in der Gruppe motiviert man sich gegenseitig. Ich bin zum Beispiel absolut kein Earlybirdrunner und schaffe das nur, wenn mich einer pusht. Das hat der Fabi ganz gut hinbekommen! Ansonsten möchte ich vor allem spontan bleiben und stehe nicht mit dem Gedanken auf, dass ich heute Kilometer X zurücklegen muss. Ich gehe also auch gerne alleine laufen.
Gibt es auch Tage, an denen du dich bewusst gegen das Laufen entscheidest?
Ich bin aktuell ein wenig davon getrieben, mir die Ranglisten auf Runtastic anzuschauen – und das challenged mich total. Das scheint vielleicht ein wenig ungesund, weil ich ja für mich laufen will und sollte. Aber auf der anderen Seite gibt es dir einen tollen Push. Man muss das Ganze immer aus einer gewissen Distanz betrachten und sich erlauben, auch 2-3 Tage mal nicht zu laufen, vor allem wenn man viele andere Dinge zu erledigen hat: Arbeit, Umzug und so weiter.
Laufen ist für mich absolut meditativ. Bedeutet, dass wenn ich Stress habe gibt es für mich nichts besseres, als raus und laufen zu gehen.
Auf Instagram habe ich nie das Gefühl, dass du mal unmotiviert bist – gibt es solche Tage auch?
Das liegt wahrscheinlich einfach an meinem Naturell, haha. Wenn man mich fragt, ob ich laufen gehen möchte, dann bekommt man eigentlich immer ein „hell yes!“. Aber es gibt auch andere Tage.
Vor einem Monat hatte ich eine etwas andere Lauferfahrung. Ich hatte so richtig Bock auf eine große Runde und musste zwischendurch feststellen, dass mein Körper nicht will. Ich legte eine kurze Ruhepause ein und dachte anschließend, dass ich weiterlaufen kann. Keine Chance. Am Ende des Tages musste ich 8 Kilometer nach hause spazieren. Das war extrem uncool und hat mich natürlich gefrustet. Von außen kam jedoch eine Menge Zuspruch und der Hinweis, dass ich eventuell zu schnell loslaufe. Daraufhin habe ich mein Mindset geändert. Zu schnelles Loslaufen war immer mein Problem, diese Herangehensweise habe ich jetzt hinter mir gelassen.
Was wäre der erste Rat, den du Laufanfängern mit auf dem Weg geben würdest?
Nicht auf die anderen schauen und sich selbst kleinere Ziele setzen. Erfolge feiern – egal, wie weit man läuft, egal ob 4er oder 6er Pace. Fühle in dich hinein und höre auf deinen Körper. Und: Es wird besser! Am Anfang ist Laufen vielleicht ätzend, aber irgendwann macht es richtig Spaß.
Danke lieber Pascal, diesen tollen Schlussworten habe ich nichts mehr hinzuzufügen. Ich finde es absolut stark, mit welcher Einstellung du an das Laufen herangehst, wie ehrlich du mit dir selbst bist und welchen Mut du Laufanfängern oder Profis mit auf den Weg gibst. Ich liebe den Austausch mit Menschen wie dir, die gute und schlechte Lauftage kennen und die wissen, dass man es nie jemandem beweisen muss – erst recht nicht unter Läufern! Für mich bist du #runnerfeelings
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Die Foto Credits gehen an Joern Pollex, @joernjoern
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