Erst die Muskelzerrung, dann Corona – mittlerweile zähle ich knapp 7 Wochen Laufpause und der Wiedereinstieg ist eine Qual – mein Weg zurück
Corona als Läufer:in – und nun?
Jede:r Läufer:in kennt diese Situation: man ist in seiner absoluten Höchstform, jeder Lauf fühlt sich wie eine ewige Liebe an und die Motivation lässt sich kaum aufhalten – bis zum großen Knall. Leider war mein großer Knall dieses Mal lauter als zuvor und hat zudem noch einen großen Scherbenhaufen hinterlassen Corona.
Was macht man mit einem Scherbenhaufen? Richtig. Man räumt ihn auf, bis keine Scherbe mehr übrig bleibt. Und jede:r von uns weiß: Scherben wegräumen ist mühselig.
Dass ich früher oder später Corona bekommen würde, das war mir durchaus bewusst. Und ich hatte immer Angst. Allerdings hätte ich gedacht, dass ich es besser wegstecke. Ich bin absolut gesund, habe keine Vorerkrankungen, bin sportlich und fit, bin geboostert und habe ein gutes Immunsystem. Nunja – das war dem Virus trotzdem komplett egal. Ich möchte an dieser Stelle jedoch anmerken, dass ich unfassbar froh bin, geimpft zu sein. Und eine Infektion mit dem Corona-Virus ist bei jeder Person absolut unterschiedlich! Nur weil ich diese Zeilen mit all dem Mist jetzt schreibe heißt es nicht, dass es jemandem von euch genauso ergehen muss. Aber vielleicht gibt es dort draußen Läufer:innen, die ähnliches gerade durchmachen.
Am 8. März war ich offiziell via PCR-Test positiv. Heute, der Tag an dem ich diesen Blogbeitrag schreibe, ist der 10. April.
Ganze zehn Tage lang war ich positiv. Und als ich dachte, dass es endlich wieder bergauf geht wurde mir bewusst, wie steinig dieser Weg wird.
Ich erzähle in diesem Beitrag eine Geschichte – meine Geschichte. Und die enthält viele Tränen, große Zweifel und Ängste. Aber auch Mut, den Willen zu Kämpfen und die Vorfreude auf die ersten Läufe, die sich irgendwann wieder federleicht anfühlen werden.
Kleine Info am Rande: ich berichte hier rückblickend, demnach ab dem 10 Tag nach meiner Freitestung.
Corona-Infektion und Laufen – der Wiedereinstieg
Eine Woche nach Corona – kein Sport!
Die Füße stillhalten kann ich überhaupt nicht gut. Ich bin endlich wieder negativ und möchte raus. Natürlich nur für einen Spaziergang. Und das hat allemal gereicht. Ich musste tief Luft holen, langsam gehen und mir wirklich bewusst machen, dass mein Körper gerade sehr hart arbeitet. Gut, wer nur im Bett liegt, verliert auch einiges an Muskelkraft und Ausdauer. Zu diesem Zeitpunkt wusste ich aber noch nicht, dass das mit der Kondition und meiner Lunge kein Zuckerschlecken wird…
Zwei Wochen nach Corona – die ersten Home-Workouts
Spaziergänge und Treppensteigen sind für mich auf einmal wirklich anstrengende Aktivitäten. Ich taste mich langsam mit Pamela Reif Workouts wieder rein, denn anstrengende Cardio-Einheiten funktionieren noch nicht.
Ich musste leider meine Teilnahme des Forstenrieder Volkslaufs absagen. Ich war für die zehn Kilometer angemeldet und ich sag’s euch, wie es ist: ich wollte laufen. So so sehr! Ich habe mich sogar vor Ort noch auf die 6,8 Kilometer runterstufen lassen. Long story short: Ich bin nicht gelaufen. Und ich bin im Nachhinein froh, dass ich mich so entschieden habe. Und ja – natürlich flossen Tränen.
Einen Tag später habe ich gemeinsam mit meiner Freundin den ersten Lauf unternommen. 5 Kilomter. In einer 6:30er Pace. Meine Lunge hat gearbeitet und gebrannt wie nichts – ich habe die 5 Kilometer mit Ach und Krach geschafft. Den Rest des Tages habe ich im Bett verbracht, weil ich so unfassbar fertig war. Von 5 Kilometern – langsamen 5 Kilometern. Das war wohl alles noch zu früh. Schade.
Drei Wochen nach Corona – Laufen am Limit
Ich habe es mit dem Laufen immer wieder versucht – nur habe ich all diese Versuche nie auf Instagram geteilt. Wieso? Weil ich weiß, dass man sich daran kein Beispiel nehmen sollte. Und auch weil ich kläglich gescheitert bin. Aber (ja, es gibt ein Aber!) – ich habe eine neue Leidenschaft entdeckt: blackbike in München – ich weiß ehrlich gesagt nicht genau wieso, aber das funktioniert mit der Kondition. Und es tut meiner Seele unfassbar gut! Trotzdem schnüre ich wieder meine Laufschuhe in der Hoffnung, dass es einfacher wird…
Vier Wochen nach Corona – long way to to
Mein erster Gedanke nach einer erfolgreichen Blackbike Session war “Geil Nele, wenn das klappt, dann klappt bestimmt auch das Laufen.” Naja – immerhin war ich optimistisch gestimmt. Nach den ersten 4 Kilometern am Stück hatte ich das Gefühl, dass ich ein Beatmungszeit brauche. Und das ist nicht despektierlich gemeint. Es war wirklich unfassbar anstrengend. ich weiß gar nicht, wie ich diesen Lauf in Worte fassen soll. Das Gefühl, wenn man tief einatmen will, das kennt wahrscheinlich jede:r. Doch das funktioniert einfach nicht. Man kann nur bis zu einem bestimmten Punkt einatmen. Weiter gehts nicht. Und klar, das reicht natürlich für Läufe nicht wirklich aus. Aber hey – so hat man doch mal angefangen, oder? Mit dem Gefühl, die Lunge brennt. Demnach bin ich mir absolut sicher, dass dieses Gefühl in eine Leichtigkeit übergeht. Irgendwann.
Lungentest und Herz Check-up nach Corona – das sagt mein Arzt
Ich war 5 Tage nach meiner Freitestung beim Arzt, dann noch einmal eine Woche später. Warum? Ich gehe keine Kompromisse ein, wenn es um meine Gesundheit im Zusammenhang mit dem Laufen geht. Von daher: Herz abchecken, gleich zwei mal. Beim zweiten mal gab es einen Lungenfunktionstest. Das Ergebnis: ich erreiche über 100%, was so gut wie unmöglich ist. Corona hat also weder mein Herz, noch meine Lunge angegriffen, Trotzdem herrscht in meinem Körper eine Entzündung, die den Prozess langwierig und schwierig macht. Aber gut – es hätte alles viel schlimmer sein können.
Status Quo Laufen nach Covid: Der 15 April 2022
Meine Corona-Infektion ist nun 5 Wochen her. Mittlerweile habe ich auch 7 Kilometer am Stück geschafft. Würde ich behaupten, dass mir das Laufen Freude bereitet, würde ich lügen. Jeder lauf ist aktuell eine Qual, eine immense Anstrengung. Und die Balance zu finden zwischen “ja, es ist hart und los Nele” und “lass mal lieber gut sein” ist unfassbar schwierig. Ich bin unsicher. Müde. Traurig. Und dennoch motiviert. Wenn das Laufen nicht funktioniert, dann gibt es eben Alternativen: entweder einen Mix aus Laufen und Gehen, Cardio-Workouts daheim oder eben blackbike.
Wenn ich daran denke, dass ich vor knapp einem Jahr meine 5-Kilometer-Bestzeit in unter 24 Minuten geknackt habe, dann muss ich lachen – ob es aus Verzweiflung oder Freude ist, das weiß ich nicht. Was ich jedoch weiß ist, dass ich dran bleibe. Dranbleiben will und muss. Aufgeben? Niemals.
ich hätte niemals, wirklich niemals gedacht, dass mich eine Corona-Infektion so sehr aus der Bahn wirft. Vielleicht ist das bei anderen Personen auch ganz anders und wirklich “nur” wie eine normale Erkältung. Vielleicht. Ich wünsche es mir für euch. Mich als Läufer:in hat es zerrissen. Physisch sowohl psychisch. Aber wir Läufer:innen lieben ja bekanntlich die Herausforderungen. Von daher: Let’s get back on track again.
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